Autogenes Training

Beim Autogenen Training handelt es sich um eine klinische Behandlungsform oder auch einem gängigen, kognitiven Entspannungsmethode. Grundsätzlich wir es eben zur Entspannung genutzt bzw. hilft in den parasympathischen Zustand des Nervensystems zu schalten. So kann man z. B. Stress und Burnout vorbeugen oder auch therapiebegleitend (in Absprache mit der Hausärztin/Hausarzt und/oder Psychiaterin/Therapeutin) Hilfe bringen. Und natürlich kann man Autogenes Training einfach so erlernen …

Das Prinzip des Autogenen Trainings

Die Basis der Entspannungsmethode ist eine „hypnotische“ Arbeitsweise, was aber nur bedeutet, dass im Training die Formeln vorgegeben werden und die Klienten sich so einfach fallen lassen können. An sich handelt es sich um eine fremdsuggestive* Methode, mit dem Vorteil, dass die Klienten wesentlich schneller Entspannungseffekte erzielen können. Sicherlich keine Hypnose wie wir sie aus Filmen kennen!

Was sind die Vorteile von Autogenen Training?

  • tiefe Entspannung und Harmonisierung des vegetative Nervensystems

  • Erhöhung der Stressverträglichkeit

  • kann die Konzentrationsfähigkeit steigern

  • kann bei Ein- und Durchschlafstörungen helfen

  • wirkt sich positiv auf das Herzkreislaufsystem aus, kann z. B. Bluthochdruck natürlich senken

  • einfach zu erlernen da systematisch aufgebaut

  • Herabsetzung der Schmerzempfindlichkeit, kann chronische Schmerzen lindern

  • vertiefte Innenschau

  • Einüben oder Wiederfinden von Urvertrauen

  • und noch vieles mehr

Vorgehen und Stufen des Autogenen Trainings

Autogenes Training lässt sich in eine Grundstufe, Mittelstufe sowie Oberstufe einteilen.

Die Grundstufe enthält 6 mehr oder weniger fixe Formeln, die es zu lernen gibt:

  1. Schwere

  2. Wärme

  3. Regulation der Herzfrequenz

  4. Regulation der Atmung

  5. Wärme in der Bauchregion

  6. Stirnkühle

  7. inkl. Der Rücknahmeübung (außer man nutzt das Verfahren bei Einschlafproblemen)

Alle Formeln sind auf den Entspannungsprozess des Körpers angepasst.

Um die Grundstufe zu beherrschen benötigt man, bei regelmäßigen Üben, in der Regel circa 10-12 Wochen.

Die „Mittelstufe“

Hierbei handelt es sich um eine Zwischenstufe aus der Grund- und Oberstufe. Diese Stufe kann ergänzt werden, wenn die Grundstufe beherrscht wird, ist aber mit Sicherheit kein „Muss“.

Wenn man nach der Grundstufe mit dem eigenen Entspannungsprozess zufrieden ist, ist das völlig ausreichend! Um die Mittelstufe zu lernen, sollte die Grundstufe gut beherrscht werden und man sollte schon einige Zeit geübt haben.

Die Oberstufe

Bei der Oberstufe handelt es sich um eine psychotherapeutische Anwendung für Fortgeschrittene.

Was ist das Besondere an der Mittelstufe?

Hier können wir, ähnlich wie bei der Hypnose, Formeln ergänzen, welche ganz individuell auf die Person abgestimmt sind. Körperliche oder psychosomatische Beschwerden oder auch Vorsätze und Mantras, werden erarbeitet und in eine Formel angepasst.

Deswegen gleich Vorweg: hierzu sind immer Einzelgespräche erforderlich! Da von Lebensgeschichte, Konstitution, Werthaltung über Ziele und Einstellung alles berücksichtigt werden sollte. Dazu handelt es sich hier eher um eine Langzeitintervention. Zusätzlich kann es sein, dass die Formel irgendwann an Bedeutung verliert und sich einfach nicht mehr richtig anfühlt. Man sagt, sie hätte dann ihren „Zweck“ erfüllt oder man weiß, dass das Problem vielleicht doch an anderer Stelle lag …

Bewährt hat sich dieses Vorgehen z. B. bei Schlafstörungen oder auch chronischen Schmerzen. (Alles sollte zuvor über den Hausarzt/Hausärztin abgeklärt werden, um organische Gründe auszuschließen.)

Hierbei handelt es sich um keine psychotherapeutische Arbeit. Pathologische Krankheitsbilder, egal ob physisch und/oder psychisch, sollten immer über den Hausarzt/Hausärztin und/oder Psychiater/Psychiaterin abgeklärt werden.

Kurze Geschichte des Autogenen Trainings

Das Autogene Training leitet sich aus der klassischen Hypnose ab, die sich deutlich von der heutigen Hypnose unterscheidet. Ist die heutige Hypnose ein psychotherapeutisches Verfahren, so war die klassische Hypnose grundsätzlich eher auf Symptome bezogen sowie auch ein unterstützendes Element und zur Entspannung gedacht.

Grundsätzlich gesehen, handelt es sich bei der Hypnose um einen besonderen Zustand zwischen Schlafen und Wach sein. Dabei kommt es zu einer Einengung des Bewusstseins und einer Umfokussierung der Aufmerksamkeit; es begrenzt die Zahl an Gedanken, Gefühlen, Vorstellungen, etc.

Verschiedene Personen beobachteten nun bei der Hypnose bzw. Selbsthypnose, dass sich ein Schwere- und Wärmegefühl in den Gliedmaßen einstellte, sich die Atmung und der Herzschlag beruhigten und der Organismus Stück für Stück Ruhe fand. Es fand eine vegetative Umschaltung des Körpers statt.

J. H. Schultz – der das Verfahren erfand – legte den Fokus auf genau diesen Nebeneffekt. Somit entstand ein aktiv-autohypnotisches Verfahren, welches nicht nur den Fokus auf Selbsthypnose legte, denn am Ende des Tages ist der hypnotische Zustand immer eine Eigenleistung des Klienten, sondern auch insbesondere auf die entspannenden Elemente des hypnotischen Zustands, dem Hypnoid.

Wichtig hierbei, ist die klare Abgrenzung zur Fremdhypnose. An sich hat sich der Begriff „konzentrativ“ entwickelt; also handelt es sich beim Autogenen Training sozusagen um eine „passive“ Konzentration in Form einer Selbstbeobachtung.

* Bei Suggestion handelt es sich um eine Beeinflussung des Denkens, Fühlens und Handels. Es ist tatsächlich eine beliebte Methode in der Psychologie. Wie der Zusatz „fremd“ schon impliziert, erfolgt die Suggestion hierbei von Außen, also von mir als Kursleiterin oder Entspannungspädagogin. 

Keine Sorge! Autogenes Training folgt fixen Suggestionen und selbst wenn wir in der Mittelstufe trainieren, erfolgt alles in Zusammenarbeit und Sie definieren den Inhalt der Suggestionen. 

Egal welche Art der Hypnose – es ist immer eine bewusste Entscheidung den Suggestionen zu folgen. Sie haben ihr Denken, Fühlen und Handeln immer in der eigenen Hand!